Der Hochzeitstag ist ein Tag voller Traditionen – Hochzeitstraditionen. Und wenn ich das so schreibe merke ich gerade, dass der Begriff „voll“, sehr gut gewählt ist. Führt man sich nämlich die Gesamtheit an Traditionen die man als Hochzeitsfotograf im Laufe der Zeit so erlebt einmal vor Augen –z.B. zum Schreiben eines Blogartikels- sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Auch wir lernen immer wieder neue Gebräuche und Sitten kennen. Darunter sind viele schöne, aber auch einiges an Unsinn.
Das Heiraten, also der Ablauf einer klassischen Hochzeit, ist schon eine Tradition an sich, die von Generation zu Generation weitergereicht wurde und hier und da immer mal wieder ein paar kleine Veränderungen, bis zur heutigen Form erfahren hat. Hierzu mischen sich mehr und mehr internationale und kulturell unterschiedliche Sitten, so dass es an Vielfalt definitiv nicht mangelt.
Im Folgenden ein paar Beispiele für allgemein gängige Traditionen die man so kennt.
Die kirchliche Trauung ist traditionell die ursprüngliche Form der Trauung und für viele das absolute muss an der Hochzeit. Dies macht natürlich nur Sinn wenn man selbst religiös ist und sich mit der Form identifiziert. Für unreligiöse Menschen wurde die standesamtliche Trauung geschaffen. Inzwischen ist diese in Deutschland die einzig offiziell gültige.
Der Einzug, also die Art wie sich Braut oder Bräutigam in den Trausaal begeben ist oftmals ein etwas strittiger Punkt. Hierzulande ist es eigentlich Tradition, dass Braut und Bräutigam gemeinsam vor den Altar treten. Nun werden viele denken, aber der Brautvater muss doch die Braut hereinführen. Fragt mal eure Großeltern. Dieser Brauch stammt eher aus dem südeuropäischen Raum. Von dort hat er den Weg nach Amerika und nun über Hollywood zu uns genommen. Das Hereinführen der Braut durch den Brautvater entstammt im Ursprung einer sehr patriarchalischen Gesellschaft in der es üblich war, dass Männer Besitz an Frauen haben, den sie nach Belieben weiter reichen können. Beim Gedanken daran kommt sicher etwas weniger Romantik auf, als in den Hollywood-Filmen dargestellt wird. Wer sich dagegen entscheidet hat hiermit ein gutes Argument.
Nun will ich euch aber eure Vorstellung davon nicht madig machen. Heutzutage sollte man das Hereinführen durch den Vater eher als eine Art Übergabe der Rolle des Beschützers statt der Übergabe des Besitzes verstehen. Viele Papas sind oftmals stolz darauf Ihre Tochter in gute Hände weitergeben zu können und für den Bräutigam geht damit der Segen des Brautvaters einher. Und manchmal ist es dabei doch ganz niedlich die Tränen einiger gestandener Väter zu sehen. Ob diese ihre Ursache in der unbändigen Freude des Vaters haben, lassen wir an der Stelle unkommentiert.
Es bleibt wie bei allem am Ende euch überlassen, für was ihr euch entscheidet.
Ein berühmter Fall war das hereinführen von Kronprinzessin Victoria von Schweden. Der gemeine Pöbel forderte danach, dass der Einzug auf traditionelle Weise stattfindet, nämlich wie in Schweden üblich ohne den Vater, Braut und Bräutigam gemeinsam. Die werte Prinzessin hatte andere Pläne und so musste ein Kompromiss her um nicht den Unmut des Volkes heraufzubeschwören. Der Vater durfte seine Tochter bis zur Hälfte begleiten, den Rest des Weges zum Altar beschritt sie mir ihrem Zukünftigen und entging so den Mistgabeln des Pöbels.
Ihr seht, alles kann, nichts muss. Ihr entscheidet.
Passend dazu, ein weiterer schöner Brauch ist, nach dem Hochzeitstanz tanz die Braut mit dem Vater. Hier gibt es allerdings viele Varianten, z.B. der Tanz mit dem Schwiegervater, oder dass auch der Bräutigam mit seiner oder der Schwiegermutter tanzt. Ganz verwegen wirkt da eine abgewandelte Form des Schleiertanzes, wobei es am Ende jedem Gast gegen einen kleinen Obolus, den er in den Schleier wirft möglich ist mit der Braut zu tanzen.
Natürlich kommt es bei Hochzeiten auf die kleinen Details an und so kommen auch immer wieder Fragen nach selbigen auf. Zum Beispiel die auf welcher Seite nun Braut und Bräutigam zum Altar schreiten. Bei einer evangelischen Hochzeit z.B. läuft beim Einzug die Braut rechts und der Bräutigam links. Dies sowohl bei Einzug als auch beim Auszug. Bei Katholischen Hochzeiten läuft die Braut links herein und der Bräutigam rechts. Beim Auszug ist es umgekehrt. Wahrscheinlich wird es aber sein, dass euch er entsprechende Trauredner/Pfarrer/Standesbeamte bei dieser Frage behilflich ist.
Ähnlich ist die Frage nach der Seite des Verlobungs- und Eheringes.
Verlobungsring links und Ehering rechts, oder einfach wie ihr wollt.
Ihr müsst euch nicht an Traditionen halten und könnt prinzipiell bei eurer Hochzeit machen worauf Ihr Lust habt. Wollt ihr euch nicht von einem kratzigen Strumpfband ärgern lassen, dann lasst es einfach weg. Als Bräutigam die Braut vor der Hochzeit im Kleid zu sehen oder gar die Nacht davor mit ihr zu verbringen, birgt heutzutage auch weniger Unglückspotential als noch vor 300 Jahren. Manche mit Aberglauben behafteten und antiquierten Sitten sind es wirklich wert von euch hinterfragt und geändert zu werden. Deshalb traut euch, recherchiert, vielleicht findet ihr ja schöne Gebräuche, die man in eurer Gegend gar nicht kennt und macht eure Hochzeit somit zu etwas ganz Besonderem. Sicher gibt’s dann auch mal Gegenwind von der konservativen Fraktion, aber wenn die siegen, wäre jede Hochzeit gleich.